Letalität nach operativen Risikoeingriffen bei Zeugen Jehovas,
Zusammenfassung
Hintergrund
Patienten der Zeugen Jehovas (ZJ) lehnen die Transfusion von Fremdblut (FB) aus religiöser Überzeugung ab. Dennoch wünschen sich auch ZJ, von modernen Therapiekonzepten einschließlich großer Operationen profitieren zu können, ohne ein übertrieben hohes Letalitätsrisiko eingehen zu müssen. Das Krankenhaus Nordwest in Frankfurt am Main ist „Vertrauensklinik“ der ZJ und führt jährlich etwa 100 operative Eingriffe an dieser Patientengruppe durch.
Material und Methoden
In einer retrospektiven Analyse abgeschlossener Patientenfälle aus den Jahren 2008–2018 sollte geklärt werden, (1) wie viele operative Eingriffe mit einem statistischen FB-Transfusion-Risiko (präoperative Anämie und/oder hauseigene Transfusionswahrscheinlichkeit >10 %) in diesem Zeitraum durchgeführt wurden, (2) wie hoch die Akzeptanz der angebotenen FB-vermeidenden Maßnahmen war und (3) wie hoch die anämiebedingte postoperative Letalität der ZJ-Patienten lag.
Ergebnisse
In den analysierten 11 Jahren wurden 123 operative Risikoeingriffe bei 105 ZJ-Patienten identifiziert. In 44 % der Fälle lag am Operationstag eine Anämie nach WHO-Kriterien vor. Synthetische sowie rekombinant hergestellte Pharmaka (Tranexamsäure, Desmopressin, Erythropoetin, rekombinanter Faktor VIIa) wurden generell akzeptiert, akute normovolämische Hämodilution (ANH) zu 92 % und maschinelle Autotransfusion (MAT) zu 96 %. Die aus humanem Plasma extrahierten und daher von ZJ gemeinhin abgelehnten Gerinnungsfaktoren(GF)-Konzentrate wurden nach ausführlicher Aufklärung von 83 % der ZJ akzeptiert. Insgesamt verstarben 7 von 105 ZJ-Patienten (6,6 %) während des postoperativen Krankenhausaufenthalts. Bei 4 der 7 verstorbenen ZJ-Patienten musste der Tod auf eine zu diesem Zeitpunkt bestehende, schwere Anämie zurückgeführt werden.
Schlussfolgerung
Die Letalität von ZJ-Patienten nach Eingriffen mit statistischem FB-Transfusion-Risiko war am Krankenhaus Nordwest mit 6,6 % – verglichen mit der allgemein in Europa nach Operationen beobachteten Letalität (ca. 4 %) – nur gering erhöht. Aus humanem Plasma extrahierte GF-Konzentrate wurden nach entsprechender Aufklärung von einem Großteil der ZJ-Patienten akzeptiert und erlaubten die Stabilisierung der Gerinnung auch in Hochblutverlustphasen. Ein hohes anämiebedingtes Letalitätsrisiko bestand in der vorgestellten Analyse bei alten ZJ-Patienten mit einer postoperativen Hb-Konzentration unter 6 g/dl.
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