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Κυριακή 14 Ιουλίου 2019

Der Nervenarzt

Korrektur des Empfehlungsgrades für TDM

(Teil-)stationäre Therapie von Voll- und Minderjährigen mit einer hyperkinetischen Störung in der deutschen Psychiatrie

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Datenlage über die (teil-)stationäre Versorgung von Patienten mit einer hyperkinetischen Störung (HKS, ICD: 10 F90.-) ist durch Routinedatenanalysen aus dem ambulanten Behandlungssektor bzw. aus gemischten Stichproben einzelner Krankenkassen geprägt. Diese Studie analysiert erstmalig eine fallbezogene Stichprobe aller gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland aus 2015 bez. der (teil-)stationären psychiatrischen Versorgung – differenziert zwischen minder- und volljährigen Patienten mit einer HKS.

Material und Methoden

Der Untersuchung liegt die Datenbank „Versorgungsrelevante Indikatoren in der Psychiatrie und Psychosomatik“ zugrunde, welche die Leistungsdaten gemäß §21 Krankenhausentgeltgesetz beinhaltet. In die Analyse wurden anonymisierte Routinedaten von 41 psychiatrischen Krankenhäusern bzw. Fachabteilungen aus 2015 mit 896 eingeschlossenen Behandlungsfällen mit der Hauptdiagnose HKS aufgenommen.

Ergebnisse

Es fanden sich signifikante Unterschiede bei folgenden Rahmenbedingungen: Minderjährige legten größere Distanzen zum Behandlungsort zurück, erhielten mehr Therapieeinheiten und verblieben länger in den Kliniken als Erwachsene. Auch bei der ICD-10-Kodierung der jeweiligen Hauptdiagnose und komorbiden Störungsbildern zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen.

Diskussion

Ein Ausbau der Kapazitäten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erscheint vor dem Hintergrund der, verglichen mit erwachsenen Patienten, erheblich längeren Strecke zum Behandlungsort sinnvoll. Gleichzeitig reduziert sich der Behandlungsaufwand von Erwachsenen – trotz einer stark erhöhten Anzahl an Nebendiagnosen und damit antizipiertem Leidensdruck – was einen möglichen Hinweis auf Transitionsschwierigkeiten hin zur Erwachsenenpsychiatrie darstellt.

Diagnostik und Therapie von Tuberkulose unter Immuntherapien für Multiple Sklerose

Zusammenfassung

Nach Jahren niedriger Inzidenz ist in Deutschland seit 2015 eine starke Zunahme gemeldeter Tuberkulose(TB)-Neuerkrankungen zu beobachten. Neue Immuntherapien zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) gehen mit einer reduzierten Immunkompetenz und einem potenziell erhöhten Infektionsrisiko einher, wobei den meisten behandelnden Neurologen spezifische Erfahrungen zur TB fehlen. Im Folgenden werden konkrete Empfehlungen zur Diagnostik und Therapie der TB unter MS-Immuntherapien, angepasst an die Situation in Deutschland, zusammenfassend dargestellt. Aufgrund geringer Fallzahlen und weniger Erfahrungen zum Tuberkuloserisiko der neuen Immuntherapien haben die KKNMS-Konsensusempfehlungen einen niedrigen Evidenzgrad.

Gentherapien für neuromuskuläre Erkrankungen

Zusammenfassung

Hintergrund

Neuromuskuläre Erkrankungen galten lange Zeit als nur symptomatisch behandelbar. Durch neue Technologien konnten in den letzten Jahren erstmals kausale Therapien entwickelt werden. Gentherapien für die spinale Muskelatrophie, die Duchenne-Muskeldystrophie, die Gliedergürteldystrophien, die myotubuläre Myopathie und die hereditäre motorisch-sensible Neuropathie Typ 1A werden aktuell in klinischen Studien getestet. Erste Zwischenergebnisse sind Erfolg versprechend und das erste Präparat onasemnogene abeparvovec-xioi (Zolgensma®) für die Therapie der spinalen Muskelatrophie wurde kürzlich von der U.S. Food and Drug Administration (FDA) zugelassen.

Ziele

Mit diesem Übersichtsartikel sollen die Wirkungsprinzipien der Gentherapie beschrieben, bisher vorliegende Zwischenergebnisse zusammengefasst und ein Überblick über aktive oder in Kürze beginnende Gentherapiestudien geschaffen werden.

Diskussion

Gentherapien besitzen das Potenzial, den Krankheitsverlauf neuromuskulärer Erkrankungen relevant zu beeinflussen. Erste positive Zwischenergebnisse wurden bereits publiziert, die erste Therapie kürzlich in den USA zugelassen. Langzeitdaten über Nachhaltigkeit und Toxizität der Gentherapien liegen derzeit noch nicht vor. Die neuen Therapiemöglichkeiten werden das Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen bezüglich Diagnostik, Behandlung und Finanzierung stellen.

Die forensische Präventionsambulanz Ansbach

Zusammenfassung

Hintergrund

Patienten mit schweren psychiatrischen Erkrankungen, die ein erhöhtes Gewaltrisiko aufweisen, werden mitunter über längere Zeit unzureichend versorgt, bis eine Straftat zu einer Unterbringung in der forensischen Psychiatrie führt.

Zielsetzung und Fragestellung

Das Konzept der Präventionsambulanz wurde in dieser Zeitschrift unlängst vorgestellt. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurde evaluiert, ob sich die Behandlung in der Präventionsambulanz gewaltpräventiv und therapeutisch positiv auswirkt.

Methode

Das Studiendesign entsprach einem quasi-experimentellen Längsschnittdesign. Die Kontrollgruppe bestand aus vergleichbaren Patienten eines benachbarten Versorgungsgebiets. Die Messungen erfolgten bei Aufnahme (t0) und in der Regel 6 bzw. 12 Monate später (t1 bzw. t2). Als Indikatoren für Behandlungserfolg wurden dynamische Risikofaktoren (konkret: Subskalen C und R des History Clinical Risk-20 [HCR-20], Version 2) sowie das globale Funktionsniveau (GAF) anhand klinischer Fremdbeurteilung erhoben. Für 70 Probanden in der Experimental- und 51 Probanden in der Kontrollgruppe wurden gemischte Effektmodelle mit Gruppenzugehörigkeit als festem Effekt berechnet.

Ergebnisse

Der Interaktionseffekt aus Gruppenzugehörigkeit und Zeit wurde für den R‑ und den GAF-Wert, jedoch nicht für den C‑Wert, statistisch signifikant, wobei für mehrfaches Testen kontrolliert wurde.

Schlussfolgerungen

Die Hypothesen bezüglich der Behandlungseffektivität können für Risikomarker und allgemeines Funktionsniveau aufrechterhalten werden; hinsichtlich klinischer Parameter bestand eine Tendenz in der erwarteten Richtung. Die Daten weisen somit auf die positive Wirkung der Präventionsambulanz für die behandelten Patienten hin.

Nichtgehfähige Patienten mit Duchenne-Muskeldystrophie

Zusammenfassung

Hintergrund

Die Duchenne-Muskeldystrophie (DMD) ist eine X‑chromosomal-rezessiv vererbte neuromuskuläre Erkrankung, die bei betroffenen Jungen ohne Steroidmedikation im Mittel im Alter von 9,5 Jahren zum Gehverlust führt.

Ziel der Arbeit und Material und Methoden

Auf Basis aktueller Leitlinien wurden im Rahmen eines Expertenmeetings klinische und paraklinische Parameter diskutiert, die für die Verlaufsdokumentation in wesentlichen Problembereichen nach dem Verlust der Gehfähigkeit von Bedeutung sind.

Ergebnisse und Diskussion

Zur Beurteilung der Funktion der oberen Extremität eignen sich die Brooke Upper Extremity Functional Rating Scale oder die Perfomance of Upper Limb. Bei der Erfassung der Lungenfunktion sollte insbesondere die forcierte Vitalkapazität (FVC) angegeben werden. Das Ausmaß der kardialen Beteiligung kann am besten mittels kardialer Magnetresonanztomographie sowie durch Bestimmung der Ejektionsfraktion (EF) und der linksventrikulären Verkürzungsfraktion (LVSF) in der Echokardiographie evaluiert werden. Die Lebensqualität kann anhand des Pediatric Quality of Life Inventory abgeschätzt werden. Weitere wichtige Parameter sind der Body-Mass-Index, die Anzahl von Infektionen und Hospitalisierungen und das Vorliegen einer Skoliose oder Osteoporose. Patienten sollten nach Transition in die Erwachsenenmedizin aufgrund der Muskelerkrankung sowie der respiratorischen und kardialen Komplikationen sowohl neurologisch als auch internistisch betreut werden.

Erratum zu: Oxytocin und Misshandlungspotenzial
Erratum zu:
Nervenarzt 2019
https://doi.org/10.1007/s00115-019-0688-4
Die Schreibweise eines Autorennamens in diesem Beitrag muss korrigiert werden. Korrekt lautet die Schreibweise Stefan Roepke statt Stefan Röpke.
Wir bitten dies zu …

Welcher Durchbruch?

Autonomiefokussierung als Leitgedanke einer minimal-restriktiven Psychiatrie

Zusammenfassung

Zwang und Gewalt in psychiatrischen Kliniken stellen eine sehr ernsthafte Herausforderung dar, der man nicht erfolgreich dadurch begegnen kann, dass man die Legitimität von Zwangsmaßnahmen kategorisch bestreitet oder die Gewalt, wenn sie von Patienten ausgeht, als schicksalhaft hinnimmt. Zwangsmaßnahmen stellen im Wesentlichen approximative Lösungen inter- und intrapersoneller Autonomiekonflikte dar, wenn diese nicht gewaltfrei zu lösen sind. Deshalb kann die Vermeidung von Zwang nur gelingen, wenn man die Bedürfnisse nach und die Rechte auf Autonomie aller beteiligter Personen in den Blick nimmt, die Autonomie also in den Fokus nimmt. Ziel einer autonomiefokussierten Psychiatrie ist es, die entsprechenden Rechte- und Interessenkollisionen transparent zu machen und durch geeignete präventive Maßnahmen zu vermeiden, also im Sinne einer „minimal-restriktiven Psychiatrie“ Zwang und Gewalt auf das absolut notwendige Minimum zu beschränken. Es gibt eine Vielzahl effektiver Maßnahmen, die für eine umfassende Implementationsstrategie infrage kommen. Dabei muss aber berücksichtig werden, dass die Umsetzung einzelner Elemente oder eines Gesamtkonzeptes auf der Klinikebene dynamisch von den lokalen, auch rechtlichen, administrativen, baulichen und personellen Gegebenheiten ausgehen muss. Die derzeit viel diskutierte Priorisierung der Öffnung geschlossener Stationen ist hierzu als zentrale, vorrangige Maßnahme nicht geeignet.

Sechs Jahre „offene Türen“ an den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel

Zusammenfassung

Hintergrund

Zwangsmaßnahmen haben negative Auswirkungen auf den Patienten und seine Behandlung. Ihre Anwendung stellt ein ethisches Dilemma dar, und sie sollten nur genutzt werden, wenn keine weniger einschneidenden Maßnahmen zur Verfügung stehen. Geschlossene Türen in der Psychiatrie können ein Stationsklima fördern, das die Wahrscheinlichkeit für Aggressionen und konsekutive Zwangsmaßnahmen erhöht. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, die Häufigkeit von Zwangsmaßnahmen während der Implementation einer klinikweiten „open door policy“ zu untersuchen.

Material und Methoden

In dieser Beobachtungsstudie über sechs Jahre (2010–2015) untersuchten wir die Häufigkeit von Isolation und Zwangsmedikation anhand von 17.359 Fällen, die in der Klinik für Erwachsene der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel behandelt wurden. In diesem Zeitraum wurden sechs vormals dauerhaft geschlossen geführte Stationen geöffnet.

Ergebnisse

Die Häufigkeiten für Isolation (von 8,2 % auf 3,5 %) und Zwangsmedikation (von 2,4 % auf 1,2 %) gingen innerhalb des Beobachtungszeitraums kontinuierlich und klinisch relevant zurück.

Diskussion

Unsere Ergebnisse unterstreichen das Potenzial, mithilfe einer offeneren Psychiatrie die Häufigkeit von Zwangsmaßnahmen zu senken.

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